Fail Blog Schmand Style #3

Oder: Die diabolischen Werbeblockplaner des ZDF

Sicher bin ich nicht der Einzige, der das so macht. Wenn ich abends rechtzeitig zu Hause bin, mache ich mir etwas zu essen, setze mich gemütlich vor den Fernseher und schaue die „Heute“-Nachrichten im ZDF.  Die sind zwar nicht so informativ wie die „Tagesschau“ (ja, ich schaue, immer wenn ich kann, beide Sendungen und vergleiche), laufen aber schon um 19 Uhr. Natürlich schaffe ich es nicht, mich exakt zu Sendungsbeginn mit meinem Teller auf mein Sofa zu setzen, also bekomme ich noch das Ende des Werbeblocks mit. Und das konnte einem gestern kräftig den Appetit verderben.

Seit Jahren quält uns bereits die „Apotheken-Umschau“ mit Hinweisen, wie der größte Zuschaueranteil des ZDF angeblich mit den Problemen fertig werden kann, die das Alter so mit sich bringt. An die nicht immer ästhetischen Bilder des Pharmalobby-Kampfblattes habe ich mich längst gewöhnt. Aber was „Allgäuer Latschen Kiefer“ da in seiner neuen Werbung abzieht (siehe Spot oben), überschreitet dann doch meine Ekel-Grenze. Da starrt eine demonstrierende Menge wie gebannt auf einen Wolkenkratzer, an dessen Fassade ein riesiger Fuß mit Hornhaut abgebildet ist. Ich schaue auf meinen Teller und wünsche, ich hätte den Fuß nie gesehen. Ich schaue wieder zum Bildschirm. Ein waghalsiger Held – auch wenn er ganz und gar nicht so aussieht – schnallt sich mit ein paar Karabinern fest und zieht unter tosendem Applaus des Mobs die obere Schicht des Plakats ab, sodass ein hornhautfreier Fuß darunter zum Vorschein kommt. Bei mit kommt gleich etwas ganz anderes zum Vorschein. Und damit nicht genug: Zu diesen Schreckensbildern erzählt der Sprecher noch irgend etwas zu einer Schäl-Creme, die dafür sorgt, dass sich „die Hornhaut sanft und flächig vom Fuß abschält“. Ich schaue noch einmal traurig auf meinen Teller und danke Gott dafür, dass dort wenigstens keine Wurstpelle liegt.

Das Schlimmste habe ich überstanden, denke ich und will endlich in mein leckeres Vollkornbrot beißen. Auf halbem Weg halte ich jedoch inne, denn unmittelbar nach dem Häutungs-Fest hat bereits dieser Spot begonnen:

Giprocol – Der Stuhlweichmacher (Einbettung bei wordpress leider deaktiviert)

„Giprocol, der Stuhlweichmacher bindet Wasser, fördert damit die natürliche Stuhlkonsistenz und kann so Schmerzen beim Stuhlgang mindern.“ Jetzt schiebe ich nicht nur aus Ekel meinen Teller weg, sondern auch vor Wut. Wissen die Leute nicht, dass andere Menschen um diese Uhrzeit essen? Das ist ja nicht auszuhalten. Andere Produkte wie Activia oder Dulcolax, deren Anti-Verstopfungs-Werbungen mich auch schon seit Jahren verfolgen, haben wenigstens den Anstand, ihre Wirkungsweise zu umschreiben: „Ähnlich der Bewegung einer Raupe…“, „Mit natürlichen Kulturen…“ oder die eindeutige Bildsprache der Frau, die befreit die Fensterläden öffnet oder der Murmel, die wieder auf ihre Rollbahn gesetzt wird, haben die Botschaft ebenso gut platziert, ohne dabei sämtliche Lust der Nahrungsaufnahme zu vertreiben. Aber Giprocol muss mir ja, um im Bild zu bleiben, mit dem nackten Arsch ins Gesicht springen. Wie soll ich da noch in der Lage sein, mein Abendbrot zu essen, oder mich auf die Nachrichten zu konzentrieren? Mir schwirrt die ganze Zeit der Slogan im Kopf herum „Giprocol – bringt den Stuhl sanft in Gang“ und ich denke an… na gut, lassen wir das.

Ich habe das Gefühl, dass am Mainzer Lerchenberg zwei Männer in der Abteilung für Werbeblock-Planung sitzen, in meiner Vorstellung sind sie schätzungsweise Anfang 30, und sich bösartig High Five geben. Sie haben ihren diabolischen Plan, der am Vorabend (welch Wortspiel!) in einer Kneipe entstanden ist, in die Tat umgesetzt. Aber diesen beiden Herren sei gesagt: Alles holt einen irgendwann wieder ein. Euch versaut auch mal jemand kräftig das Abendessen! Und wenn es nur durch einen Shitstorm ist, der durch meinen Blogartikel aufzieht. Wobei ich zugeben muss – für einen Shitstorm ist das hier doch ziemlich weich.

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